Amerika
Der „War on Terror“
und der Aufstand der Alten Welt
Thomas Uwer, Thomas von der Osten-Sacken, Andrea Woeldike
(Hg.)
ça ira Verlag
320 Seiten,
17,50 €,
ISBN 3-924627-81-9
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Aus dem Vorwort:
Beim aktuellen Antiamerikanismus dürfte es sich um mehr handeln
als lediglich um ein weiteres jener zahlreichen Ressentiments, die
man in Deutschland pflegt und an deren Zunahme man sich so gewöhnt
hat wie an das Abschmelzen der Polkappen. Das Bewußtsein,
zu einer sich verändernden Welt lediglich als Verlierer zu
gehören, nährte und nährt in gleicher Weise den Haß
wie die Angst um Privilegien, die von der Umwälzung der Verhältnisse
bedroht sind. In beidem wird Amerika für jene Veränderungen
gehaßt, die unweigerlich kommen und zugleich stets unverstanden
bleiben werden. Der europäische Antiamerikanismus tendiert
seit den fünfziger Jahren zu einem in sich schlüssigen,
welterklärenden System, innerhalb dessen die Richtigkeit der
Annahmen nicht mehr an Tatsachen überprüft, sondern umgekehrt
Tatsachen und Ereignisse nur dann akzeptiert werden, wenn sie das
bereits vorgefaßte Bild der Welt bestätigen. Antiamerikanismus
ist Ausdruck eines Wahngebildes, das auf der Ahnung beruht, hinter
den verwirrenden Erscheinungen einer chaotischen Welt walte ein
stimmiges System.
Das vorliegende Buch handelt deshalb nicht vom »Feindbild
Amerika«. Wem es darauf ankommt, die Eigenarten des antiamerikanischen
Ressentiments in Deutschland zu studieren, dem wird an anderer Stelle
mehr Stoff geboten, als hier auszubreiten war. Die zugrundeliegende
These ist vielmehr, daß es sich beim aktuellen Antiamerikanismus
mehr als um falsches Bewußtsein längst um eine politische
Realität handelt, der mit ein wenig Aufklärung und der
heuristischen Trennung in Feindbild und »berechtigte Kritik«
nicht beizukommen ist. Wie auch der grassierende Antisemitismus
in Deutschland, der zum »Antizionismus« wird, wenn man
ihn beim Namen nennt, keineswegs Ausdruck einer Ideologie ist, die
im Marxschen Sinne als notwendiger Überbau zu fassen wäre,
so drückt sich auch im Antiamerikanismus, der sich ganz ähnlicher
Floskeln und Stereotype bedient, nicht vorrangig das ökonomische
oder geostrategische Interesse Deutschlands oder Europas aus.
Flugzeuge in amerikanischen Hochhäusern schaden zweifellos
der amerikanischen Wirtschaft – der deutschen nutzen sie damit
aber noch lange nicht. An einem Scheitern der USA im Irak kann ernsthaft
niemand ein Interesse haben, der nicht die Weltwirtschaft in Trümmer
sehen will. Was die Bundesregierung sich von einem Irak verspricht,
der sich in einen failed state verwandeln könnte oder zu einem
Zentrum islamistischer Bewegungen, weiß wahrscheinlich selbst
das zuständige deutsche Außenamt nicht. Wo Antiamerikanismus
zur Realität wird, ist er sich selbst genug. Dem rationalen
Kalkül einer kapitalistischen Verwertungslogik verschließt
er sich, selbst wenn er innerhalb seiner eigenen Logik höchst
funktional und rational erscheint. So entwerfen die Strategiepapiere
der Al-Qaida mit einer kühlen Rationalität ein auf Jahrzehnte
angelegtes Programm mit dem Ziel einer endgültigen Niederlage
der Vereinigten Staaten – was fehlt, ist einzig der letzte
Punkt, der beschreibt, was dann folgen soll.
Wem am 11. September nichts weiter einfiel als die verhungernden
Kinder in der Dritten Welt, reproduzierte die dem Kapitalismus inhärente
Barbarei weit eher noch als jene Freedom Fighters im Lager der berüchtigten
Neokonservativen, deren marktwirtschaftliche Utopien an der Realität
genau dieser Marktwirtschaft zerschellen. Im Spannungsverhältnis
zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt noch das Versprechen auf
Veränderung verborgen, das einzulösen der Kommunismus
einst antrat.
Inhalt:
Vorwort
Andrea Woeldike / Thomas von der Osten-Sacken:
»Altes Europa«, Neue Welt
Amerika, Deutschland und der Antiamerikanismus:
Stefan Ripplinger
Der Schatz im Silbersee
Bernd Beier
»Den deutschen Sozialismus von Marx befreien«
Gerhard Scheit
Monster und Köter, großer und kleiner Teufel
Christian Knoop
Vom Isolationismus zum »War on Terror«
Stephan Grigat
Double-bind
Uli Krug / Bernd Volkert
Vorkrieg I: Hate Letters to America
Thomas von der Osten-Sacken
Vorkrieg II: Antiamerikanismus, Antisemitismus und antiimperialistische
Friedenssehnsucht
Elliot Neaman
Warum Europäer und Amerikaner die Irakkrise so unterschiedlich
betrachten
Der »Krieg gegen den Terror« und der Nahe
Osten
Thomas Uwer
»Altes Europa«, neuer Orient
Barry Rubin
Wem nützt der arabische Antiamerikanismus?
Stephen Schwartz
Die Zukunft der amerikanisch-saudischen Beziehungen
Ayelet Banai-Miller
Israel und der Krieg gegen den Terror
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Saddam Husseins letztes Gefecht ?
Der lange Weg in den III. Golfkrieg
Thomas von der Osten-Sacken, Arras Fatah (Hg)
konkret Literatur Verlag
272 Seiten
EUR 14.80
ISBN 3-930786-38-9
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Für die einen ist er die letzte Bastion des Widerstands gegen
den US-Imperialismus, für die andern die "schlimmste Diktatur
seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs" (so der Sonderberichterstatter
der Uno für Menschenrechte): Am Irak scheiden sich die Geister.
Aber es geht nicht nur um Öl oder Menschenrechte. Die Herrschaft
der Baath-Partei ist Ausdruck der tiefen Widersprüche der gesamten
Region, die zwischen Nation und Panarabismus, nationaler Befreiung
und Diktatur, antiwestlichem Affekt und Bündnispartnerschaft
zerrissen ist. Wie kein anderer steht Saddam Hussein für diesen
Widerspruch: als erbitterter Feind des Westens und sein bester Kunde
zugleich.
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Rezensionen zum Buch
Context XXI, Wien:
"Die Besonderheit des extremen antikurdischen und antiiranischen
Nationalismus, des in der Ermordung und Vertreibung des Großteils
der verbliebenen Jüdinnen und Juden gipfelnden Antisemitismus
und der allgegenwärtigen Anwesenheit einer totalitär regierenden
Staatspartei machen deutlich, dass Saddam Hussein zwar kein „zweiter
Hitler“, aber zumindest ein williger Schüler des Nationalsozialismus
war und ist."
Thomas Schmidinger
epd Entwicklungspolitik:
"Bis zum kürzlichen Erscheinen dieses unverzichtbaren
Samplers gab es nicht ein einziges Buch in deutscher Sprache, das
die Totalität der Herrschaftsverhältnisse im Irak genetisch
aufschlußreich beschrieben hätte."
Hans Branscheidt
Mittelbayrische Zeitung:
"Am Ende des ersten Golfkrieges der westlichen Koalition gegen
Saddam Hussein gärte es im Irak. (...) Im Südirak riefen
damals Truppenkommandeure zum Aufstand auf. (...) In den autoritären
Monarchien am Persischen Golf sah man voller Angst auf diesen Umsturz,
hätte er doch zum Vorbild für die entrechteten Bürger
des eigenen Landes werden können."
Gustav Norgall
akw-texte 12-02:
"Die mit ihren Themengebieten seit Jahren – gelegentlich
nur allzu schmerzhaft – vertrauten Autorinnen und Autoren
haben Fakten zusammen und Sichtweisen vorgetragen, die in deutscher
Sprache bisher kaum oder gar nicht zugänglich waren. Statt
der vor allem in Deutschland üblichen Schwarzweißmalerei
kommt hier eine Vielfalt von Positionen zu Wort, die jedoch sämtlich
den Menschen in der Region verpflichtet und daher in einem einig
sind: Das Ba’th-Regime und Saddam Hussein sind die Ursache
des millionenfachen Leids, seine Beseitigung ist die Voraussetzung
jeden emanzipatorischen Handelns."
Rainer Bakonyi
Kritisches Trierer Jahrbuch
12/02:
"Eine große Verbreitung des Buches könnte der öffentlichen
Blindheit gegenüber der irakischen Tragödie entgegenwirken
und echter Solidarität mit den Irakern, und das heißt
in erster Linie: Unterstützung des Widerstands gegen das Terrorregime,
den Weg bereiten helfen."
Klaus Blees
WDR:
"Die Autoren analysieren die Herrschafts-Geschichte des Iraks
und beschreiben das Land in seiner gegenwärtigen Situation
als "eine Republik der Angst". (...) Der Band „Saddam
Husseins letztes Gefecht ?“ liefert eine breite Informationsgrundlage
über die Verletzung der Menschenrechte, die Despotie Saddam
Husseins und die Rolle der Großmächte. "
Der Standard online:
"Der Blick auf die Entstehung des totalitären Staates
im heutigen Irak ist zugleich ein Ausblick auf die Konflikte, die
in einem künftigen Irak ohne Saddam Hussein, erbitterter Feind
des Westens und dessen Zögling zugleich, zu erwarten sind.
Den Herausgebern ist jedenfalls ein verdienstvolles Buch gelungen,
das sich kenntnisreich von den marktschreierischen Meinungen der
Kriegstreiber und auch der Friedensapostel absetzt."
www.okf-sued.org/:
"Dem Teil der deutschen Linken, der sich unwissend unter dem
Einfluss stalinistischer oder (national-)trotzkistischer Kräfte
befindet, die sogar offen zur Solidarität mit dem irakischen
Terrorregime aufrufen, bieten die Herausgeber von der Osten-Sacken
und Fatah die Gelegenheit endlich in der internationalen Politik
zu humanistischen Prinzipien zurückzukehren."
Heribert Sommer
Antifa Duisburg:
"So wird eine Feindsemantik festgestellt, die Grundvoraussetzung
der irakischen Staatsideologie ist. Ohne äußere und innere
Feinde, die zumeist jüdisch seien oder zumindest unter jüdischem
Einfluss ständen, wäre der irakische Ba`thismus seiner
Existenzberechtigung beraubt. Dass die Bereitschaft besteht, die
Vernichtungsideologie auch in die Tat umzusetzen, daran lassen die
Ba'thisten keinen Zweifel aufkommen, denn "erst die Existenz
wirklicher Feinde aus Fleisch und Blut erfüllt unsere Lehre
mit Leben und läßt unser Blut wallen", so der ideologische
Wegbereiter Michel Aflaq."
Horst van Houweninge
noch härtere zeiten:
"Es kann bei der aktuellen Diskussion nicht nur um die Klärung
des Bedrohungspotentials durch den Irak durch die frühere und
vielleicht noch gegenwärtige Existenz von Massenvernichtungswaffen
gehen. Dass die Armeen des Ba´th Regimes ihre technischen
Möglichkeiten auch umsetzen, bewiesen sie im Iran Irak Krieg
- ohne dies öffentlich zu verheimlichen ( die Bilder der durch
Giftgas getöteten iranischen "Insekten" liefen stundenlang
im irakischen Fernsehen) - und auch in der Stadt Halabja. Die Vernichtungslogik
des Ba´th Regimes schließt einen Einsatz der entsprechenden
Waffen ein."
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