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WADI Projekte: Halabja Frauenzentrum

Ein Frauen-Café in Halabja


Im Dezember 2007 konnte WADI in Halabja das erste Frauen-Café im kurdischen Nordirak eröffnen. Es befindet sich im Gebäude des örtlichen Frauenzentrums, welches von WADI bereits seit mehreren Jahren unterstützt wird. Der im Herbst 2006 erfolgte Umzug des Halabja Women Center in ein größeres Gebäude ermöglichte die Realisierung dieses schon länger gehegten Wunsches.



Eröffnung des Frauen-Cafés in Halabja

Das Zentrum, das sich inzwischen unabhängig verwaltet, bietet ständig ein Alphabetisierungsprogramm, medizinische und juristische Beratungsdienste sowie berufsqualifizierende Kurse und Seminare für Frauen an. Auf den regelmäßig stattfindenden Informationsveranstaltungen werden akute gesundheitliche und soziale Probleme, zu denen Genitalverstümmelung, Ehrenmorde und häusliche Gewalt gegen Frauen, erzwungene Ehen und vieles andere mehr gehören, thematisiert und gemeinsam diskutiert. Auch eine Bibliothek steht den Nutzerinnen zur Verfügung. Diese Angebote, verbunden mit der für Frauen in der Region nahezu einmaligen Möglichkeit, in einem öffentlichen Raum in Beziehung zueinander zu treten, finden allgemein sehr großen Anklang. Täglich besuchen zwischen 90 und 140 Frauen das Zentrum, das in zwei Schichten, vor- und nachmittags, betreut wird.



Durch die breite Fensterfront erscheint das Café hell und einladend.

Seit geraumer Zeit schon äußerten viele Frauen den Wunsch nach einem gesonderten Aufenthaltsort in der Art eines Cafés. Teestuben und Cafés sind zwar ein fester Bestandteil der nahöstlichen Männerwelt. Frauen bleibt dieser wichtige Kommunikationsort aber verschlossen. Tatsächlich existieren im Nahen Osten kaum irgendwelche Räume, an denen Frauen sich in angenehmer Atmosphäre ungestört zusammenfinden und austauschen können.

WADI konnte nun mit relativ geringem Aufwand die bis dato ungenutzte Terrasse des Gebäudes überdachen und dort ein Frauen-Café einrichten, das den Teilnehmerinnen des Programms wie auch allen anderen Frauen ganztägig offen steht. Die breite Fensterfront lässt den Raum licht und hell erscheinen, am Kopfende befindet sich eine kleine Bühne für gelegentliche musikalische Auftritte und Festveranstaltungen. Die Einrichtung ist recht farbenfroh und mit einiger Liebe zum Detail gehalten, denn das Café versteht sich mit einigem Stolz ausdrücklich auch als attraktives Gegenstück zu den meist schmucklosen und ungepflegten Teestuben der Männer in Halabja.

11.01.2008 | Die Welt
Das erste Frauencafé im Irak
Mit Billigung der Männer - Zugang zu Bildungsangeboten

Das Café eignet sich durch seine direkte Angliederung an das Frauenzentrum besonders als niedrigschwellige Anlauf- und Kontaktstelle für „neue“ Frauen, die bisher noch keine der Angebote im Zentrum nutzen. Umgekehrt macht es die mittlerweile weithin akzeptierte Arbeit des Frauenzentrums überhaupt erst möglich, ein solches öffentliches Café in Halabja zu betreiben.

Nun wird es auch möglich sein, kleine Aufführungen, Musikdarbietungen oder auch Feste zu veranstalten. Frauen werden damit erstmals außerhalb ihrer traditionellen Verbände und in selbstbestimmtem Rahmen kulturelles Leben gestalten können.

Schließlich profitiert der gesamte Betrieb des Frauenzentrums von dem neuen Cafébereich, der sich einfach als Treffpunkt oder zum Entspannen anbietet und in den zum Beispiel auch Bücher aus der Bibliothek mitgenommen werden können.

Die breite Resonanz, die die Eröffnungfeier in irakischen und kurdischen Medien hervorrief – hier etwa ein Bericht der Voice of Iraq – lässt hoffen, dass bald auch in anderen Städten und Orten solche Cafés eröffnet werden.

Die Erweiterung des Frauenzentrums und die Einrichtung des "Lesezentrums" wurde dankenswerterweise mit Unterstützung des Kleinfprojektefonds des BMZ verwirklicht. Die Einrichtung des Cafés unterstützte die Stiftung Umverteilen (Berlin).


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