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18.02.2004 | herzinger

Islamistenversteher

Während sich die EU-Kommission auf einem Seminar gegen Antisemitismus diesen Donnerstag in Brüssel (auch Joschka Fischer spricht dort) darum bemüht, den Eindruck zu widerlegen, die Europäer nähmen die Gefahr islamistischer Judenfeindschaft nicht ernst, treffen sich zeitgleich deutsche Matadore des "Dialogs mit dem Islam" in Beirut zum gepflegten Meinungaustausch mit elaborierten Israelhassern aus der arabischen Welt. Veranstaltet wird die Konferenz von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Publizisten Thomas von der Osten-Sacken und Thomas Uwer schrieben dazu:

Ganz harmlos und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung dienend scheint auf den ersten Blick auch eine Konferenz am Deutschen Orientinstitut in Beirut zu sein, die von der Friedrich Ebert Stiftung gemeinsam mit dem libanesischen »Consultative Center for Studies and Documetation« (CSSD) für den 17. bis 19. Februar 2004 organisiert wurde. Gefördert wird die Veranstaltung unter Titel »The Islamic World and Europe; From Dialogue towards Understanding« unter anderem von der österreichischen Botschaft in Beirut. So harmlos aber, wie es die Begriffe Dialog und Verständigung nahe legen ist die Veranstaltung bei weitem nicht. Denn das CSSD steht der libanesischen Hizbollah nahe und die Liste der Referenten weist neben den deutschen Nahostexperten Michael Lüders, Volker Perthes und Helga Baumgarten namhafte Islamisten wie Tariq Ramadan, Azzam al-Tamimi, Jamal al-Banna oder Skeikh Naeem Quasim von der Hizbollah auf. Unter dem Begriff des Dialogs bietet eine deutsche Stiftung damit den Vordenkern eines modernen Islamismus ein Podium in direkter räumlicher und organisatorischer Nähe zur militanten Hizbollah. Dass der akademisierte »europäische Islam«, für den vor allem Tariq Ramadan aus Genf und Azzam al-Tamimi vom britischen Muslim Council werben, den direkten Anschluss an die radikalen nahöstlichen Bewegungen sucht, darf kaum verwundern. Die antisemitischen Äußerungen Ramadans im vergangenen Jahr und die nur scheinbar differenzierte Sichtweise von Tamimi auf den arabischen und islamischen Antisemitismus legen nahe, dass ein moderner Islamismus sich durchaus mit den europäischen Gesellschaften arrangieren kann und zugleich den Hass auf Amerika und die Juden pflegt.

»Die Unbeugsamkeit des palästinensischen Volkes und die Eskalation ihres Aufstandes bis zu dem Punkt, an dem Panik und Verwirrung unter den Israelis herrscht und sie ihren eigenen Staat in Frage stellen, sind klare Anzeichen, dass die Post-israelische Ära vor der Tür steht.« Zu diesem Schluss kommt Azzam al-Tamimi, der auf der Konferenz der Friedrich Ebert Stiftung auf einem Podium zu »Freiheit und Menschenrechte« sprechen wird. Tamimi hat eine »Kritik des islamischen Antisemitismus" verfasst, die zu dem bekannten Ergebnis kommt, dass es einen solchen nicht geben könne, da die Araber doch selbst Semiten seien. Dass es gleichwohl einen Anti-Judaismus gebe, dafür trage »das zionistische Projekt die volle Verantwortung«. »Beschimpfungen und Abstempeln von Juden als Nachfahren von Schweinen und Affen, wie es oft in der arabischen Literatur geschieht, ist rassistisch, inhuman und daher auch unislamisch«, schreibt Tamimi. »Ohne die anti-jüdische Haltung vieler Muslime rechtfertigen zu wollen, verstehe ich doch, dass es gute Gründe für diese Haltung gibt.« Richtig sei vielmehr, eine klare Trennung zwischen dem jüdischen Glauben und dem »zionistischen Projekt« zu ziehen. »Muslime müssen einen rationalen und überzeugenden Diskurs entwickeln, der zu einer klaren und stichhaltigen Auffassung führt, was die Juden für uns bedeuten und welche Rolle sie in unserem Glauben und unserer Religion einnehmen. Das ist das, was die Hamas in den vergangenen 10 Jahren bereits geleistet hat.« So folgt Tamimi strikt dem klassisch antisemitischen Paradigma, wonach zuerst der Verfolger entscheidet, wer Jude ist und wer nicht. Verschont bleiben sollten Juden, wie Tamimi sie definiert, nämlich solche, die dem »zionistischen Projekt« abschwören. »Muslime sollten sich effektiv daran beteiligen, eine Lösung des Palästinakonflikts herbeizuführen«, erklärt Tamimi. »Ein Teil dieser Bemühungen muss sich gegen die jüdischen Gemeinden in der Diaspora wenden, damit sie ihre Unterstützung Israels beenden und sich von dem zionistischen Projekt abwenden"


Mit anderen Worten: Wir haben nichts gegen Juden, vorausgesetzt, sie sind bereit, Selbstmord zu begehen. Na, da kann man unseren sozialdemokratischen Islamistenverstehern ja nur viel Spaß bei der Vermehrung der gewonnen Einsichten wünschen.


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