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Zentrum für Frauen in Krisensituationen in Irakisch-Kurdistan
Im Januar wurde das lange geplante Zentrum endlich eröffnet und sofort positiv von den Frauen aufgenommen. Zur Zeit leben zwischen sieben und zehn Frauen vorübergehend im Zentrum. Im Zeitraum Januar bis Juni 1999 wurden insgesamt 47 Frauen in dem Zentrum sowohl stationär als auch ambulant behandelt, 29 von ihnen konnte erfolgreich geholfen und eine Reintegration in ihre Familien ermöglicht werden.
Die meisten von ihnen leiden unter akuten familiären Problemen.
Für viele Frauen, die aufgrund von Schwierigkeiten mit ihrem Mann
oder mit ihrer Familie in das Zentrum kamen, bildeten sich durch die
Gespräche mit den Sozialarbeiterinnen, in die auch die Angehörigen
miteinbezogen werden, Lösungsmöglichkeiten für ihr Problem
heraus, so daß sie nach einiger Zeit wieder in ihre Familie zurückkehrten.
Häufig sind es nur kleine, ständig wiederkehrende Konflikte
zwischen den Ehepartnern oder zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter,
die im Laufe der Zeit zu einem unüberwindbaren Streitpunkt zu werden
scheinen. Nur wenige Frauen leiden unter körperlicher Mißhandlung,
so daß sie zunächst vor ihren Angehörigen geschützt
werden müssen. Durch die Gespräche mit den Sozialarbeiterinnen
wird versucht, die Ursache der Schwierigkeiten zu ermitteln und Auswege
zu finden. Einige von ihnen nutzen auch nach der Rückkehr in ihre
Familie die Möglichkeit, zu Gesprächen in das Zentrum zu kommen,
das auch ambulante soziale und psychologische Beratung für Frauen
anbietet.
Flankierend zu der Beratungstätigkeit nutzen die Frauenorganisationen das Zentrum, um in verschiedenen Medien über die sozialen und psychischen Probleme von Frauen in Krisensituationen aufzuklären. Neben therapeutischen Gesprächen nehmen die Frauen an handwerklichen Workshops, Alphabetisierungskursen und Ausflügen teil. Die Erzeugnisse der Workshops wurden bei einer Ausstellung gezeigt und zum Verkauf angeboten. Vor kurzem wurde auch eine Theatergruppe gegründet, in der versucht wird, darstellerisch Problemsituationen zu verarbeiten und den Umgang mit ihnen zu erproben.
Das Frauenhaus in Sulemaniyah ist das erste Projekt dieser Art in Kurdistan, so daß die Erfahrungen, die in diesem ersten Jahr gesammelt werden, zu einer ständigen Veränderung und Weiterentwicklung des Programms führen. Bereits in den ersten sechs Monaten kamen verschiedene Frauen auch aus weiter entfernt gelegenen Teilen Kurdistans wie Zakho, Penjween und Aqre, um sich dort beraten zu lassen oder einige Wochen im Zentrum zu bleiben. Dies zeigt, daß das Zentrum bereits überregional bekannt und als hilfreiche Institution anerkannt wird. Aufgrund dieses Erfolges wurde WADI e. V. von allen Beteiligten eindringlich gebeten, das Zentrum weiter zu betreuen, da das Gesundheitsministerium, das eigentlich das Frauenhaus nach sechs Monaten übernehmen sollte, betont, nicht den gleichen Standard halten zu können. Diese Möglichkeit wird derzeit zwischen WADI e. V. und anderen in Kurdistan tätigen Organisationen diskutiert. Leider ist die Zahl der Frauen, die durch das Zentrum beraten werden möchten größer als die Aufnahmekapazität. Daher ist Wadi weiterhin dringend auf Unterstützung angewiesen. August 2000
WADI e.V. WADI e.V. | tel.: (+49) 069-57002440
| fax (+49) 069-57002444 |
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