WADI Projekte: Projekt

Kindergärten für Flüchtlingskinder aus Kirkuk

Kindergärten gehören schon seit mehreren Jahrzehnten zu den üblichen sozialen Einrichtungen in Irakisch-Kurdistan. Doch seit dem Aufstand der Kurden 1991 gegen das Regime in Bagdad und der daran anschließenden Errichtung einer "Autonomen Zone" im Norden des Irak wurde es für die Kindergärten zunehmend schwerer zu arbeiten, da die wirtschaftliche Lage schlecht und viele der vormals vorhandenen Einrichtungen, wie zum Beispiel Kindergartenbusse, aufgrund der schlechten ökonomischen Situation nicht mehr unterhaltbar sind.

Besonders betroffen von dieser Situation sind die Flüchtlingskinder in den sogenannten "Collective Towns". Viele von ihnen erfuhren in ihren kurzem Leben bisher kaum andere Erfahrungen als Krieg und Flucht, einige von ihnen sind zunächst vor Saddams Truppen aus der Region Kirkuk in die südlichen Teile Irakisch-Kurdistans und kurz darauf während der innerkurdischen Parteienkämpfe ein zweites Mal weiter nach Norden geflohen, wo sie jetzt in Notunterkünften (sog.Pre-Fabs) besonders in den Collective Towns Barzian und Bainjan unter menschenunwürdigen Bedingungen Leben. Für diese Kinder ist ein Kindergartenbesuch besonders wichtig, der sie in ihrer Entwicklung fördert und unterstützt, aber auch auf die Schule vorbereitet. Da die Ernährungssituation der Kinder extrem schlecht ist, (viele werden von Ärtzen unter der Kategorie "mangelernährt" eingestuft), erhalten sie im Kindergarten ein Frühstück mit Milch und eine warme Mahlzeit zum Mittagessen.

Ein erster Kindergarten wurde im Sommer 1994 mit der "Liga der Frauen Kurdistans" in der Collective Town Barzian eröffnet. Dieser Kindergarten gilt wegen seines guten Erfolgs als "Modell" nach dem auch weitere Kindergärten eingerichtet wurden. (Im September 1995 im Flüchtlingsgebiet Kalawa in Sulemania mit Unterstützung von Save the Children-UK und der Hans-Böckler-Stifung und 1996 in der Collective Town Bainjan).

Der Andrang auf diese Kindergärten ist seit ihrer Eröffnung unglaublich groß. In einem Brief der Zuständigen der "Liga", der uns vor kurzem erreichte, steht über Barzian: "Wir haben auch in diesem Sommer 143 Kinder aufgenommen. 85% von ihnen sind Kirkukflüchtlinge, die alle sehr, sehr arm und beinahe nackt sind."

Es gibt in diesen Flüchtlingslagern keinerlei Einrichtungen für Kinder im Vorschulalter und da ihre Mütter tagsüber meist Tagelöhnerarbeit nachgehen müssen, sind sie mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Hinzu kommen die schrecklichen Erlebnisse der letzten Jahre, das Leben als Flüchtling im eigenen Land, die es um so nötiger machen, diesen Kindern eine pädagogische Betreuung zuteil werden zu lassen. Verwahrlosung und der Zwang die Familie mit ernähren zu müssen führen verstärkt dazu, daß viele Kinder keine Schulen mehr besuchen.

Da in diesem Kindergarten täglich eine Mahlzeit serviert wird haben auch Eltern, deren Kinder vorher als Kleinverkäufer arbeiten mußten, ein Interesse, daß sie die Einrichtung besuchen.
Die Kindergärten selbst sind 1997 dem Department of Education in Sulemania übergeben worden, behielten aber einen Sonderstatus, der zum Beispiel ermöglicht, daß weiterhin eine warme Mahlzeit pro Tag für die Kinder zubereitet wird oder daß Winterkleider an die Kinder verteilt werden. Für die Kosten dieser zusätzlichen Aktivitäten kommt WADI auf.

Obwohl durch die UN-Nahrungsmittelverteilungen die Lebensgrundlagen der Menschen in Kurdistan deutlich verbessert wurden, hat sich für die Kirkuk-Flüchtlinge, deren Kinder unsere Kindergärten besuchen, grundsätzlich nicht viel verändert. Noch immer leben sie in Behelfsunterkünften in Sammelstädten, wo es keine Arbeit und Infrastruktur gibt, und es besteht weder Hoffnung, daß sie bald in ihre Heimatregion zurückkehren können, noch daß sie in eine der gewachsenen Städte wie Suleymania oder Arbil umsiedeln können.


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