Pressemitteilung
Deutsch-Österreichische Hilfsorganisation beteiligt sich an Wahlbeobachtung im Irak
Aufklärungskampagne für Frauen
Die in Deutschland und Österreich ansässige Hilfsorganisation WADI wird sich an der unabhängigen Beobachtung der Parlamentswahl am 30. Januar im Irak beteiligen. Die Hilfsorganisation, die seit 1993 im Irak tätig ist und dort auch zwei Büros unterhält, ist zur offiziellen Wahlbeobachtung bei der Unabhängigen Wahlkommission (Independent Electoral Commission) akkreditiert und wird einen Mitarbeiter entsenden, der gemeinsam mit anderen europäischen KollegInnen den Ablauf der Wahlen überwacht. Das Beobachtungsteam wird in zwei verschiedenen Ortschaften überprüfen, ob eine unbehinderte Abgabe der Stimmen ohne Manipulationen gewährleistet ist. Die Unabhängige Wahlkommission ist mit der Durchführung und Kontrolle der Wahlen im Irak beauftragt.
»Die Durchführung freier Wahlen im Irak ist ein unabdingbarer Schritt auf dem Weg der langfristigen Normalisierung und Demokratisierung des Landes«, erklärt Thomas Uwer, Sprecher der Organisation. »Die Versuche, mit Terror und Gewalt die Wahlen zu blockieren zielen darauf, den rechtlichen Übergangszustand einzufrieren, den Ausnahmezustand zu verfestigen und so den Übergang zu einer demokratisch legitimierten irakischen Regierung sowie die Verabschiedung einer neuen Verfassung zu verhindern.«
Ein besonderes Augenmerk wird das Beobachtungsteam auf die Wahlmöglichkeiten von Frauen legen. Bereits im Vorfeld hat WADI in verschiedenen Regionen des Nordirak mit gezielten Wahlaufklärungskampagnen für Frauen begonnen, in denen diese über die Bedeutung und den Ablauf der Wahlen informiert werden. Vor allem in ländlichen Gegenden herrscht nach wie vor vielfach Unwissen darüber vor, worüber am 30. Januar abgestimmt wird. Da das zu wählende Parlament über die künftige Verfassung des Irak beraten und abstimmen wird, sind die Wahlen von besonderer Bedeutung für Frauen und Mädchen, die nach allgemeinen Schätzungen rund 60 Prozent der irakischen Bevölkerung ausmachen. Dennoch sind Frauen in öffentlichen Ämtern und politischen Institutionen weiterhin stark unterrepräsentiert.
WADI unterstützt im Irak vor allem Programme für Frauen und
Mädchen. Entgegen der verbreiteten Vorstellung von einem zwar diktatorischen,
aber dennoch laizistischen und Teilbereichen der Gesellschaft modernen
Staates hat das im April 2003 gestürzte Regime gegenüber Frauen
eine Art »Geschlechterapartheid« errichtet und sich vermeintlich
traditionaler und islamischer Formen der Geschlechterunterdrückung
bedient. Frauen und Mädchen wurden zunehmend aus dem öffentlichen
Leben verdrängt und vom Zugang zu Bildung und Arbeit abgeschnitten.
Die Legalisierung familiärer Gewalt gegen Frauen bis hin zum Mord
– aus Gründen der »Ehre« – unter dem Regime
Saddam Husseins hat zu einem dramatischen Anstieg von Gewalttaten gegen
Frauen geführt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr
als 4.000 Frauen und Mädchen in den Neunziger Jahren legal
von männlichen Angehörigen ermordet wurden. In einigen
Regionen des Landes werden Frauen zur Verhüllung gezwungen. In
ländlichen Gebieten finden teilweise weibliche Genitalverstümmlungen
statt.
WADI unterstützt Mobile
Teams, die Frauen in abgelegenen Regionen aufsuchen, Frauenzentren
und Schutzhäuser für Gewaltopfer, führt Bildungs-/Alphabetisierungskurse,
Trainingsprogramme für Sozialarbeiterinnen, Gesundheitsvorsorge-
und Aufklärungsprogramme für Frauen durch. Im Frühjahr
soll im Nordirak ein Radiosender für Frauen und Jugendliche auf
Sendung gehen. Ein Aufklärungsfilm über die Folgen von Genitalverstümmlungen
ist in Arbeit.
Kontakt:
Auf Wunsch stellen wir Kontakt zu unseren Mitarbeitern und den Wahlbe-obachtern
vor Ort her. Über den Verlauf der Wahlen wird weiter berichtet.
Für WADI
Thomas Uwer