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Arabisch-Islamischer Kongress in Berlin: Hintermänner halten sich bedeckt

Geplantes Treffen in Berlin gibt weiter Rätsel auf

von Thomas Uwer und Thomas von der Osten-Sacken

http://www.welt.de/

Berlin - Es ist weiter unklar, welche in Deutschland ansässigen Vereine und Gruppen den angekündigten "arabisch-islamischen Kongress" in Berlin unterstützen. Zwar hält die arabische Internetseite der Organisatoren eine Liste von Unterstützern bereit, auf der sich neben dem in Berlin ansässigen Verein "Al-Irschad" auch der ehemalige nordrhein-westfälische Grünen-Politiker Jamal Karsli findet. Er und andere Genannte streiten jedoch eine Verbindung zu den Veranstaltern ab. Sicher ist, dass es sich keineswegs um einen "Islamistenkongress" klassischen Zuschnitts handelt. Davon zeugen bereits die beiden namentlich genannten Organisatoren: der in Berlin lebende Exilsyrer Gabriel Daher sowie der als "Bruder und Kämpfer" vorgestellte Fadi Madi. Beide entstammen nicht dem islamischen, sondern dem arabisch-nationalistischen Spektrum. Was sie in die Nähe der Islamisten bringt, sind ihre gemeinsamen Feinde. Daher, der sich Christ nennt, lebt eigenen Angaben zufolge seit 26 Jahren in Berlin, hat an der TU Elektrotechnik studiert und will sich selbst Finanzberatung beigebracht haben. Am 28. Mai hielt er in der deutsch-libanesischen Gemeinde in Berlin zum "4. Jahrestag der Befreiung des Südlibanon" eine Rede, in der er das Vorgehen der Selbstmordattentäter in Israel als "einen Akt der höchstwürdigen Selbstverteidigung und Befreiung" lobte, "ähnlich einer Mutter, die sich ins Feuer wirft, um ihr Kind aus den Qualen des Feuers zu retten, so ähnlich dem christlichen Grundsatz, der sagt: ,Es gibt keine größere Leibe als die, sich für seinen Geliebten aufzuopfern'.

Madi wiederum ist Sprecher der dubiosen "Internationalen Bewegung gegen amerikanische und zionistische Globalisierung und Vorherrschaft", die unter dem Schlagwort des Antizionismus eine aggressiv antisemitische Propaganda betreibt. Auch bei dem Aufruf zum Berliner Kongress steht die angebliche "amerikanisch zionistische Sklaverei" im Zentrum.

Deutlich wird auch der Versuch, eine Einheitsfront zwischen nationalistischen und islamistischen Gruppen zu erreichen. Derartige Versuche reichen zurück bis in die späten Achtziger Jahre. Seit 1989 findet der "arabisch-islamische Kongress" in unregelmäßigen Abständen statt, bisher ausschließlich in arabischen Ländern. Gefördert wurden diese Veranstaltungen unter anderem von Saddam Hussein. Zu den Unterstützern sollen aber auch die ägyptische Muslimbruderschaft sowie die libanesische Hisbollah gehört haben. Zumindest letztere steht wohl in Verbindung mit den Organisatoren des Kongresses. Im direkten Anschluss an eine am Montag in Beirut abgehaltene Pressekonferenz, bei der die Berliner Veranstaltung beworben wurde, trafen die Teilnehmer einem Pressebericht zufolge mit Hisbollah-Führer Scheich Fadlallah zusammen.

Inzwischen gilt der Terror im Irak als Vorbild für eine Einheitsfront und soll daher auch im Zentrum des Kongresses stehen. Im Frühjahr trat Madi als Vermittler auf, um die Freilassung dreier japanischer Geiseln aus der Gewalt ihrer Entführer im irakischen Faludscha zu erreichen. Bei den Entführten handelte es sich um eine so genannte "Solidaritätsdelegation mit dem Widerstand" und damit laut Madi nicht um "Feinde des irakischen Volkes". Um die Freilassung der Geiseln bemühte sich seinerzeit auch Jabbar Al Kubaisi, Vertreter der "Irakischen Patriotischen Allianz" (IPA), eine Art Bündnis, das die im Irak aktiven Milizen zusammenschließen sollte. Für dieses Anliegen war Kubaisi, der vor zwei Wochen in Bagdad verhaftet wurde, wiederholt in Deutschland aufgetreten. Auf den Internetseiten deutscher Unterstützer der IPA tauchte vor Wochen auch der Aufruf zum Berliner Kongress auf. Inzwischen ist er darauf nicht mehr zu finden.

erschienen in: Die Welt- 17. September 2004


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