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Kampf gegen FGM

Es ist lange kein Geheimnis mehr, dass in den ländlichen Gegenden von Kurdistan weibliche Genitalverstümmelung (FGM) praktiziert wird. Lokale kurdische Frauenorganisationen wie "Rewan" kämpfen seit über zehn Jahren dagegen an. Zwar ist FGM mittlerweile nach dem irakischen Strafgesetzbuch strafbar, aber tief verwurzelte Praktiken sind nicht so leicht auszurotten.

Das zeigt sich auch an den sogenannten Ehrenmorden (Frauen werden ermordet, weil sie durch ihr Verhalten die Ehre der Familie verletzt haben, etwa wenn sie vor eine Zwangsehe fliehen). 1990 hatte ein von Saddam Hussein erlassenes Dekret Gewalttaten gegenüber Frauen straffrei gestellt, und laut UNIFEM- Schätzungen wurden in den 1990er Jahren mehr als 4.000 Mädchen und Frauen Opfer von Ehrenmorden. Seit einigen Jahren sind "Verbrechen gegen die Ehre" wieder illegal und werden im Regelfall auch verfolgt, aber viel zu oft weiterhin toleriert. "Das Unrechtssystem unter Saddam Hussein hat eine vollständige Verfügungsgewalt der Männer über ihre weiblichen Angehörigen etabliert. Zwangsehen und FGM sind in ländlichen Gebieten nach wie vor verbreitet", beschreibt der international agierende Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungszusammenarbeit (WADI) die Situation im Irak.

WADI arbeitet seit 1993 mit Mobilen Teams im Nordirak und gemeinsam mit lokalen Frauenorganisationen unter anderem an Aufklärungskampagnen über die Folgen von FGM. Im Herbst 2004 hat das WADI-Team eine Befragung in vierzig Dörfern der Region Germian (im südlichen Nordirak) durchgeführt: fast sechzig Prozent der Frauen und Mädchen gaben an, Opfer von FGM zu sein. Aus der Befragung ging aber auch etwas anderes hervor: In einigen Dörfern zeigte die AufklärungsarbeitWirkung. Beispielsweise in Duraji Village mit 195 EinwohnerInnen waren alle Frauen über 25 Jahren verstümmelt, aber keine einzige unter 25. Im Gespräch sagten einige Frauen, sie seien über die Folgen von FGM aufgeklärt worden und möchten nun darauf verzichten. Vereinzelt unterstützen auch sunnitische Geistliche die Aufklärungskampagnen und treten öffentlich gegen FGM auf.

Als nächsten Schritt bereitet WADI ein großes "Research-Projekt" vor, um die Gesamtsituation in Irakisch-Kurdistan zu erforschen. Die Ergebnisse sollen die Basis für eine groß angelegte Kampagne gegen FGM im Irak sein. Weibliche Genitalverstümmelung wird in vielen Ländern Afrikas, in Teilen des Nahen Ostens und Asiens praktiziert, aber auch in Europa, Australien und den USA. Weltweit sind derzeit schätzungsweise 170 Millionen Frauen und Mädchen Opfer von FGM und jedes Jahr steigt diese Zahl um etwa zwei Millionen. GaH

erschienen in: an.schläge 09/05 Das feministische Magazin


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