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Die Hisbollah ruft und alle kommen

Antiglobalisierungskonferenz in Beirut

von Thomas von der Osten-Sacken

Lange Zeit erklärten so genannte Globalisierungsgegner, sprach man sie auf ihre ideologische Nähe zu radikalen Islamisten und anderen Faschisten an, sie seien für Frieden und die Selbstbestimmung unterdrückter Völker, lehnten Gewalt und Judenhass aber ab.

Unglaubhaft waren diese Äußerungen schon immer, schmückten Fahnen der Hamas, Hisbollah und des baathistischen Irak bislang noch jede Demonstration gegen Krieg und Globalisierung, die in den vergangenen fünf Jahren stattgefunden hat. Also unterzogen Kritiker der Bewegung sich lange der unangenehmen Mühe anhand der unzähligen "globalisierungskritischen" Pamphlete und Aufrufe, Attac und Konsorten nachzuweisen, dass sie weitgehend antisemitische Stereotype bedienen, wo sie nicht offen antisemitisch sind, ihr Antikapitalismus weit mehr an Mussolini oder Strasser erinnert als an Marx und versuchten sie zu überzeugen, dass mit Islamisten gemeinsam emanzipatorische Ziele per se nicht erreichbar sind.

Statt auf diese meist behutsam vorgetragene Kritik zu reagieren, islamisierte und radikalisierte sich die Bewegung von Monat zu Monat mehr. Der „Euro-Islamist“ Tariq Ramadan war gerne gesehener Gast auf dem Pariser Sozialforum, in Bombay erklärte die linke Vorzeigeinderin Arundhati Roy vor einem gebannt lauschenden Publikum, in dem sich auch eine Delegation von Islamisten aus Kaschmir befand, dass „wir alle“ nun zum „irakischen Widerstand“ werden müssten, mit „Widerstand“ gemeint waren die Terrortrupps von Abu Musab al-Zarqawi oder jene „Helfer der Sunna“, die kürzlich zwölf Nepalesen exekutierten und stolz verlautbarten, sie hätte „Allahs Gesetz befolgt und ungläubige Buddhisten getötet, die gekommen sind, um den Christen und Juden zu dienen“.

Offene Solidarität mit den Banden, die im Zentralirak Suicide Bombings durchführen, Ölpipelines in die Luft sprengen und Zivilisten entführen, um sie dann medienwirksam vor laufender Kamera zu schlachten, wird in der Szene längst so offen gefordert und geübt, wie man sich der "Befreiung" Palästinas verschrieben hat. Denn wie manisch treibt der „Kampf gegen die Besatzung in Palästina und Irak“ die Bewegung um.

Auf einer von einem ehemaligen PDS Mitglied betriebenen „Widerstandsseite“ (http://www.iraq-news-net.de) etwa wird die Freilassung des „Genossen Saddam Hussein“ in einem Atemzug mit der Zerstörung Israels gefordert.

So verwundert es kaum, dass mehr als zweihundert Organisationen aus dem Umfeld der Antiglobalisierungs- und Friedensbewegung am Wochenende des 18. und 19. September nach Beirut reisen, um unter sich dort über die Frage “Where Next for the Global Anti-War and Anti- Globalization Movements?” und eine Stärkung der „weltweiten Bewegung gegen Krieg und Besatzung“ auszutauschen.

Offizielle Gastgeber der Konferenz sind die Hisbollah, die Libanesische Kommunistische Partei und weitere „säkulare und islamische Organisationen.“ Ihr Kommen zugesagt haben unzählige andere Islamisten, aber auch die Fatah Bewegung Yassir Arafats und die diversen „Befreiungsfronten“ Palästinas. Für sie ist die Konferenz eine willkommene Gelegenheit die Kooperation zwischen Islamisten und Panarabisten, wie sie in den Palästinensergebieten und im Irak längst stattfindet zu intensivieren. Wie in Israel Al Aqsa Brigaden und Hamas abwechselnd israelische Busse in die Luft sprengen, so kämpfen auch im Irak Baathisten und Djihadisten Seite an Seite.

Kommen zur Konferenz werden unter anderem die Vertreter von Attac Japan, der Schweiz und Norwegens ebenso wie das Österreichische Sozialforum und Vertreter der Zeitschrift „Suedwind“. Die Teilnehmerliste list sich wie das aus der Konferenz gegen Rassismus in Durban, die dann eine zur Verteufelung des Judentums und Israels wurde, schon bekannte „Who is Who“ der Globalisierungsgegner.

So offen wie schon zuvor die deutsche Friedrich Ebert Stiftung kollaboriert nun im Libanon die Antiglobalisierungsbewegung mit der Hisbollah, die nicht nur zu Suicide Bombings aufruft, sondern deren Sattelitenkanal offene antisemitische Hetze verbreitet und die "Protokolle der Weisen von Zion" erst kürzlich als Fernsehfilm ausstrahlte.

Das Bündnis also scheint perfekt, die Antiglobalisierungsbewegung an ihrem Ziel angekommen: Seite an Seite mit irakischen und palästinensischen Terroristen kämpft sie für Frieden und Gerechtigkeit auf dieser Welt, die offenbar einzig erreichbar sind, in dem man Israel zerstört und den Irak in ein von salafitischen Klerikern, khomenistischen Hetzern und Baathisten beherrschtes Chaos verwandelt.

Solange nicht namhafte Teile der Antiglobalisierungsbewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz sich öffentlich, deutlich und nachhaltig von dieser Kollaboration mit radikalen Islamisten distanzieren, muss davon ausgegangen werden, dass sie diese Zusammenarbeit gutheißen. Sollte eine solche Distanzierung, ausbleiben kann künftig niemand ernsthaft mehr behaupten, die Antiglobalisierungsbewegung hätte sich nicht in offene Komplizenschaft mit islamistischen Terroristen begeben. Eine solche Distanzierung müsste sich natürlich substantiell unterscheiden von in der Vergangenheit abgegebenen müden Entschuldigungen, die in der Regel auf äußeren Druck Sprecher von Attac immer dann abgeben, wenn Mitglieder des Netzwerkes dabei ertappt wurden Antisemitisches zum Besten gegeben zu haben.

Sollte die Konferenz, und davon ist auszugehen, allerdings ohne solchen Widerspruch stattfinden, bleiben Attac in Zukunft wenigstens jene peinlichen Seminare zum Thema erspart, auf denen immer wieder beteuert wird, man sei und könne gar nicht antisemitisch sein. Wer einer Einladung der Hisbollah folgt ist es.

Uns dagegen bleibt erspart, weiter der Antiglobalisierungsbewegung nachzuweisen, dass ihre Ziele von denen der Hisbollah und Hamas sich in allen wichtigen Punkten signifikant nicht unterschieden.

erschienen in: die jüdische - 15. September 2004


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