zurück


Gegner des Embargos sprechen mit dem irakischen Botschafter

Saddams Freunde


von thomas v. d. osten-sacken und thomas uwer

Dem Diktum, dass den Wahn nur erkennt, wer nicht selbst von ihm befallen ist, haben die deutschen Gegner des Embargos über den Irak dieser Tage erneut zum Recht verholfen. Die Hartnäckigkeit, mit der sie am offensichtlich Falschen festhalten, erreicht die größtmögliche Nähe zu jenen, mit denen sie angeblich nichts zu tun haben wollen. Bei einer Abendveranstaltung in Ulm wollten am Wochenende deutsche Embargogegner mit Vertretern der irakischen Regierung die Perspektiven der Kampagnen gegen das Irak-Embargo diskutieren. Erst der massive Protest irakischer Exilgruppen und deutscher Organisationen wie medico international sowie die Aussicht auf 600 bis 700 irakische Gegendemonstranten führte zur Kündigung der angemieteten Räume durch die Leiterin der Volkshochschule Ulm. Wenn sie gewusst hätte, was hinter der »humanitären« Veranstaltung steckt, hätte sie niemals zugesagt, erklärte sie der Südwestpresse.

Dass der Humanismus, mit dem Saddams Freunde hausieren gehen, sich immer auch mit anti-amerikanischen Statements aus dem Repertoire der irakischen Staatspresse vermischt, macht in Deutschland niemanden stutzig. Schon vor der Veranstaltung rechtfertigte der Mitorganisator der Anti-Embargo-Kampagne Joachim Guillard in seiner Entgegnung auf die Kritik an seinen Positionen: »Aus welchen anderen als humanitären Motiven sollte man sich in einer so unpopulären Sache engagieren? Da wäre doch an der Seite der USA und der Bundesregierung gegen den Irak sicher mehr Kapital zu schlagen.« Gemeint ist die irakische Opposition, die von seiner Kampagne der Kollaboration mit den USA bezichtigt wird. Von der Kollaboration seiner Mitstreiter mit dem irakischen Baath-Regime will Guillard derweil bis heute nichts wissen.

So sollte neben den irakischen Regierungsvertretern auch die Galionsfigur der Kampagne, die ehemalige UN-Mitarbeiterin im Irak Jutta Burghardt, an der Ulmer Gesprächsrunde teilnehmen. Sie und auch der Tropenmediziner Siegwart Günther, der ebenfalls auf der Veranstaltung sprechen sollte, hätten »Belege« für den so genannten Völkermord der USA im Irak, wie das Embargo in Anlehnung an den offiziellen irakischen Sprachgebrauch heißt. Günther, »den die Nato fürchtet«, heißt es in der Einladung, »entdeckte die grässlichen Folgen von uranangereichter Munition, wurde strahlenkrank, später wollte man ihn ermorden«.

Dass Wahn und Verwertung einander nicht unbedingt im Wege stehen, belegt die Teilnahme des irakischen »Wissenschaftlers am deutschen Orientinstitut«, Dr. Asis Alkazaz. Neben seiner Tätigkeit am Institut, dessen Expertisen zum Irak in vielen Asylverfahren ausschlaggebend sind, ist Alkazaz Generalsekretär der deutsch-irakischen Gesellschaft, Vorsitzender der irakischen Initiative für Gerechtigkeit und Völkerverständigung und Vizepräsident des Kongresses der Auslandsiraker - allesamt Vereine mit gutem Draht zur Bagdader Regierung, die trotz des Embargos wirtschaftliche Kontakte knüpfen.

Am Interesse an derartiger Vermittlungsarbeit »zwischen den Völkern« scheint es nicht zu mangeln. Das vom Rechtsextremen Alfred Mechtersheimer mitgegründete Deutsch-Arabische Friedenswerk, das sich als Ausrichter der Veranstaltung andiente, verfügt über spendenfreudige Unterstützer. Bereits im Januar stellte es ein Charterflugzeug zum organisierten Embargobruch zur Verfügung, Kost und Logis versprach das irakische Regime zu übernehmen.

Nachdem die Ulmer Volkshochschule die Veranstaltung abgesagt hatte, wurden rasch Räume der Messegesellschaft angemietet, die aber »auf dringendes Anraten der Polizei« schließlich auch absagte. So hat das Feindbild vom »gewalttätigen Araber« geschafft, was mit vernünftigen Argumenten nicht zu erreichen war, und es hat dafür gesorgt, dass den Veranstaltern ihre kostenlosen kulinarischen Spezialitäten im Halse stecken blieben.

In jungle world 16/2001


WADI e.V. | tel.: (+49) 069-57002440 | fax (+49) 069-57002444
http://www.wadinet.de | e-mail: