BND-Wissen zu Iraks Waffen?
"Rot-Grün verschweigt Hinweise"
Die Opposition hat in der Irak-Frage erneut schwere Vorwürfe
gegen die rot-grüne Bundesregierung erhoben. Der CDU/CSU-Außenexperte
Friedbert Pflüger und FDP-Chef Guido Westerwelle erklärten,
die Regierung verschweige der Öffentlichkeit eigene Geheimdienst-Informationen
über die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak.
Pflüger sagte bei n-tv, die Mitglieder des Auswärtigen
Ausschusses seien am 13. November 2002 vom Bundesnachrichtendienst
(BND) über die irakischen Waffenprogramme unterrichtet worden.
Diese "beunruhigenden Informationen" dürfe er als
Abgeordneter aber nicht weitergeben, da er an die Geheimhaltungspflicht
gebunden sei. Er könne nur sagen: "Wenn wir unseren Diensten
vertrauen, und das tue ich, dann wissen wir, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen
gibt."
Pockenviren im Irak?
Weiterhin wies Pflüger darauf hin, dass Bundesgesundheitsministerin
Ulla Schmidt (SPD) in einer Sitzung des Haushalts-Ausschusses, die
ebenfalls am 13. Februar stattgefunden habe, die Beschaffung von
Pocken-Impfstoff mit der Existenz von Pockenvirenstämmen im
Irak begründet habe. Auch darüber würde er gerne
mehr erfahren - die Bundesregierung würde schließlich
nicht für mehrere hundert Mio. Euro Impfstoffe kaufen, wenn
nichts zu befürchten sei.
In die selbe Richtung argumentierte Westerwelle. Es sei für
ihn unerklärlich, weshalb die Bundesregierung diese entscheidungserheblichen
Erkenntnisse unter Verschluss halte.
Debatte um "Aufruf der Acht"
Zuvor hatte bereits der "Aufruf der Acht" die Debatte
um die rot-grüne Irak-Politik neu angefacht. Die Bundesregierung
wehrte sich gegen den Vorwurf, sie habe Deutschland mit ihrer Position
zu einem Irak-Krieg isoliert.
Regierungssprecher Bela Anda verwies darauf, dass der Appell von
acht europäischen Staaten auch Punkte hervorhebe, die für
Berlin besonders wichtig seien. Auch Grünen-Parteichef Reinhard
Bütikofer erklärte, er sehe nicht, dass der Aufruf gegen
Deutschland gerichtet sei. Die Staatsministerin im Auswärtigen
Amt, Kerstin Müller (Grüne), nannte den von der CSU erhobenen
Vorwurf, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) treibe Deutschland
immer mehr in die Isolation, "abwegig".
Erst am Mittwoch habe die klare Mehrheit der 15 Mitglieder im UN-Sicherheitsrat
für eine Fortsetzung der Waffeninspektionen im Irak plädiert,
sagte Kerstin Müller im NDR. Auch die EU-Außenminister
hätten sich am Montag einstimmig für weitere Kontrollen
ausgesprochen.
Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Michael Müller erklärte,
die Unterzeichner des Aufrufs hätten nicht begriffen, dass
es in der Irak-Frage nicht um eine Aufkündigung der transatlantischen
Partnerschaft gehe. Europa und die USA seien "eng verzahnt
und werden das auch bleiben", sagte Michael Müller. Vielmehr
gehe es um die "Verantwortung und Selbstbehauptung Europas".